2. Juli 2016

Die Sage vom Tiefrastensee und der vergessene Bergbau in Tirol

Vor langer Zeit schürfte man in den Bergen um Terenten nach Gold, Silber und besonders Edelsteine. All die Reichtümer gehörten dem Herrn dieser Berge - Mute den Zwerg - der die Knappen aber reichlich für ihre Anstrengungen entlohnte.

Eines Tages aber – so die Sage – fanden die Knappen tief im Berg einen besonders schönen Kristall. Diesen wollten sie für sich behalten und heimlich an den Meistbietenden verkaufen. Der Zwerg Mute erfuhr das die Bergleute ihn betrügen wollten. Darüber war er so erbittert und traurig, dass er all des Reichtums überdrüssig wurde. In der Nacht zog  ein furchtbares Unwetter auf und tief aus dem Berg quoll Wasser hervor. Als am nächsten Morgen die Sonne aufging fanden die Knappen ihre Hütten nicht wieder, es lag nur noch ein dunkelblauer See still da - der Tiefrastensee. Den Zwerg Mute hat man aber seither nie wieder gesehen und auch die Stollen zu den Schätzen der Berge sind für immer verschwunden.

Der Tiefrastensee heute.

Sagen zum Bergbau sind in Tirol – einem alten Bergbaugebiet – weit verbreitet. Die Umgebung von Terenten gehört zum Altkristallin und besteht aus einer relativ monotonen Abfolge von Gneisen und Schiefern, man würde daher von rein geologischen Gesichtspunkten keine besonderen Lagerstätten erwarten. Was aber hat es dann mit dieser Sage des verlorenen Bergsegen auf sich?
 
Tatsächlich gibt es einige Stollen in der Nähe der kleinen Ortschaft Uttenheim, die in ähnlichen Gesteinen angelegt sind. Es handelt sich dabei um bis zu 40m lange Prospektionsstollen.  Sagen gehen so weit zu behaupten das auch ein geheimnisvolles, weitläufiges Schacht-und Stollensystem im nahen Walburgisgraben, oberhalb von Kematen, existiere oder dieses mit den Stollen auf der diesseitigen Talflanke verbunden sei.

Altes Stollenmundloch.

Die zugänglichen Stollenmundlöcher bei Uttenheim werden von den Einheimischen als antrische (unheimliche/verhexte) Löcher bezeichnet. Ihr genaues Alter ist unbekannt, manche Geschichten verlegen sie in die Römerzeit, dafür gibt es allerdings keine archäologischen Beweise.  Archive aus Steinhausen (wo das Berggericht des berühmten Kupferbergwerk von Prettau lag) geben an das einem gewissen Franz Widmair im Jahre 1530 Schürfrechte an den „alten verlegenen Bau, St. Katherina“ erteilt wurden, wahrscheinlich ist damit diese Gegend gemeint  – in eine Zeit in dem in Tirol der Bergbau aufblühte und zahlreiche Probeschurfe im ganzen Land angelegt wurden. 


Die Schürfe bei Uttenheim waren wohl nie sonderlich ertragreich und wurden wohl bald aufgegeben, der Gneis hier ist relativ kompakt und nur eine leichte Braunfärbung weist auf geringe Gehalte von Metallen hin. Ein möglicher geringer Ertrag stand dem hohen Aufwand entgegen. Vielleicht spielt die Sage von den verlorenen Schätze von Terenten auf diese oder ähnliche Probestollen hin, denen – all Bemühungen zum Trotz - der Bergsegen versagt blieb.

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