6. Januar 2012

100 Jahre Kontinentalverschiebung

Am 6. Januar 1912 stellte der Meteorologe Alfred Wegener in einem öffentlichen Vortrag mit dem Titel "Die Heraushebung der Großformen der Erdrinde (Kontinente und Ozeane) auf geophysikalischer Grundlage" seine Arbeitshypothese über einen Großkontinent namens Pangaea dar, dessen verdriftete Bruchstücke die modernen Kontinente bilden. Wegener war nicht der erste der einen ehemaligen Superkontinent vermutete. Die passenden Küstenformen von Afrika und Südamerika waren schon kurz nach der Veröffentlichung der ersten geographischen Karten  der neuen Welt aufgefallen. In 1658 publizierte der Mönch Francois Placet ein Büchlein in dem er das Auseinanderbrechen eines Kontinents während der biblischen Flut vermutete, der mittlere Teil zwischen Amerika und Afrika versank dabei als sagenhafte Insel Atlantis in den Fluten.
In 1858 publizierte der Französische Naturforscher Antonio Snider-Pellegrini die erste Karte eines Ur-Kontinents, allerdings nahm auch er an das dieser Kontinent durch die Wucht der biblischen Flut zerrissen wurde.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Vorstellungen dieses hypothetischen Kontinents verfeinert, allerdings fehlte stets der Mechanismus um das Zerbrechen und das Verdriften von ganzen Kontinenten zu erklären. In 1889 und 1909 vermutete der Italiener Roberto Mantovani das sich die Erde langsam ausdehnt, in 1908 schlug der Amerikanische Amateur-Geologe Frank B. Taylor vor das der Mond mit seiner Gravitation die Kruste der Erde in Falten legen würde und Kontinente hinter sich her zieht. Der österreichische Geologe Otto Ampferer spekulierte in 1906 mit seiner "Unterströmungstheorie" über Magmaströmungen die Teile der Kruste mit sich in den Erdmantel ziehen würden, und dabei zur Faltung der Alpen führten. Ampferer konnte allerdings nicht erklären woher die Energie für solche Bewegungen stammt und wird später die Verschiebungstheorie von Wegener ablehnen (Wegener vermutet Gravitations- und Zentrifugalkräfte als Motor der Verschiebung der Kontinente).




Wegeners Verdienst ist die Idee eines Superkontinents mit zahlreichen Hinweißen aus der Biologie, Paläontologie, Geologie, Paläoklimatologie und Geophysik zur Diskussion in der Wissenschaft gebracht, und der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben (der große Lovecraft würdigt Wegeners Hypothese in seinem "Berge des Wahnsinns"). Wegener konnte allerdings wie seine Vorläufer nicht schlüssig erklären wie Kontinente sich bewegen könnten, auch weil er davon ausging das diese wie Eisschollen durch den basaltischen Ozenaboden pflügen - ein Kritikpunkt (unter vielen) der Kontinentaldrift war, dass sich eben keine Verstauchungen, verursacht durch die treibenden Kontinente,  im Ozeanboden finden lassen.

Wegener stirbt 1930, die Idee der Kontinentaldrift führt zunächst ein Schattendasein, in abgeänderter Form durch zahlreiche Feldgeologen lebt sie weiter. Erst 30 Jahre später werden Messungen des Ozeanbodens denn nächsten Schritt einleiten.



Links:

BRESSAN, D. (06.12.2012): January 6, 1912: Continental Drift! 
RIES, G. (06.01.2012): Happy Birthday, Kontinentaldrift.
scinexx (Hrsg.) (06.01.2012): 100 Jahre Plattentektonik - Alfred Wegener und seine Theorie.


Literatur:

MILLER, R. & ATWATER, T. (1983): Continents in Collision. Time-life books, Amsterdam: 176

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